Ich gehöre zu denen, die damals sich über das ACT-Pamphlet gegen die 2,4-GHz-Technik geärgert haben. Ich habe auch auf Nachfrage konkret begründet, warum (siehe
http://www.rclineforum.de/forum/thread.p...588#post1702588). Darauf kam von dem, der gefragt hat, keine konkrete Antwort mehr.
Nun lese ich wiederholt, ACT habe im Mai 2007 "nicht Falsches" geschrieben, sondern man hätte einfach nur genau lesen müssen. Das ist dieselbe Auslegung, die auch ACT betreibt. So kann man unter
2,4 GHz heute lesen:
Manche Kunden sagen uns, dass es doch verwunderlich wäre, dass ACT als “erklärter Gegner” der 2,4GHz Technik jetzt ein eigenes System ankündigt.
Das ist natürlich nicht so. Wir haben überhaupt nichts gegen die 2,4GHz Technik. Für uns konnte nichts Besseres passieren als 2,4GHz: Weltweit letztlich ein Standard, eine Technik. Nicht wie bisher unterschiedliche Frequenzen.
Wer unsere Kommentare genau gelesen hat, sieht in unserem System sicher keinen Widerspruch zu dem, was wir im Mai geschrieben haben. Jemand der genau gelesen hat, wußte schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des unten geschriebenen Textes, dass da was kommt und wir nur noch Rahmenbedingungen abwarten. Deshalb ganz unten einmal die “Kernsätze” in Kurzform, ohne weitere “Ablenkung......”
Natürlich gibt es auch Gründe, die gegen ein System sprechen. Die gibt es aber bei jedem System. Und nur weil man die beiläufig erwähnt oder ganz logische Fragen stellt, bedeutet das ja noch lange nicht, dass man gegen bestimmte Technik ist.
Verantwortung für ungenaues Lesen können wir allerdings keine übernehmen...
Was dann unter der Überschrift "Mai 2007" folgt, ähnelt auf den ersten Blick dem, was ACT im Mai 2007 veröffentlicht hat. Aber nur auf den ersten Blick!
Lieber Bruno, auf dem Gebiet des Textverständnisses bist du offenbar der Laie. Also lies bitte genau:
Der heute unter "Mai 2007" veröffentlichte Text ist nicht authentisch. Er ist geschönt.
Beispiele:
ACT schrieb im Mai 2007:
Nachdem wir uns schon lange mit dieser Technik beschäftigt haben und zu dem technischen Ergebnis gelangt sind, dass mit damit mit erlaubten Mitteln kein sicherer Betrieb von Flugmodellen möglich ist, ist es für uns ziemlich unverständlich, warum um dieses Thema so unklare Äußerungen von allen möglichen Beteiligten (und Unbeteiligten) gemacht werden.
ACT schreibt heute unter der Überschrift "Mai 2007":
Nachdem wir uns schon früher mit dieser Technik beschäftigt haben und damals zu dem technischen Ergebnis gelangt sind, dass so mit erlaubten Mitteln kein sicherer Betrieb von Flugmodellen möglich ist, ist es für uns ziemlich unverständlich, warum heute um dieses Thema so unklare Äußerungen von allen möglichen Beteiligten (und Unbeteiligten) gemacht werden.
(Hervorhebungen von mir eingefügt.)
ACT schrieb im Mai 2007:
Fakt 1:Nach den neuesten Bestimmungen, die ab July 2008 einzuhalten sind (und nunmehr schon ein Jahr bekannt sind), ist der Verkauf von 2,4GHz-Fernsteuerungen untersagt.
ACT schreibt heute unter der Überschrift "Mai 2007":
Fakt 1:
Nach den neuesten Bestimmungen, die ab July 2008 einzuhalten sind (und nunmehr schon ein Jahr bekannt sind), ist der Verkauf von 2,4GHz-Fernsteuerungen untersagt. Zumindest konnte man das so lesen. Siehe auch hier Fachreferat Funk des DMFV e.V.
Auf der DMFV-Seite wurde damals eine fragwürdige Interpretation der deutschen Netzagentur wiedergegeben, die sich längst als falsch erwiesen hat. Heute steht dort gar nichts mehr, was die Behauptung von ACT (Verkaufsverbot) stützt. An den gesetzlichen Rahmenbedingungen hat sich seither überhaupt nichts geändert.
ACT schrieb im Mai 2007:
Nach unseren Tests sind Flugmodelle mit 100mW im normalen Flugraum von +/- 500 Meter nicht sicher zu betreiben. Darum ist der Betrieb von Flugmodellen mit 2,4GHz Technik aus unserer Sicht fraglich. Es sind unter optimalen Bedingungen manchmal auch 800-900m erreichbar (so erklären wir uns die von manchen Herstellern angegebenen 900m). Leider haben wir diese Bedingungen nur selten. Unser Flugraum beträgt heute +/- 1000m, als Sicherheitsreserve muss mindestens die doppelt mögliche Reichweite vorhanden sein, um in allen möglichen Fluglagen und Betriebsumständen (z.B. Betrieb von mehreren 2,4GHz Steuerungen gleichzeitig und/oder komplexen Modellen mit vielen Kabeln und anderen Störquellen) sicheren Betrieb gewährleisten zu können.
ACT schreibt heute unter der Überschrift "Mai 2007":
Nach unseren Tests sind Flugmodelle bei 2,4GHz mit 100mW im normalen Flugraum von +/- 500 Meter nicht so sicher wie mit 35MHz zu betreiben. Unser Flugraum beträgt heute +/- 1000m, als Sicherheitsreserve sollte mindestens die doppelt mögliche Reichweite vorhanden sein, um in allen möglichen Fluglagen und Betriebsumständen sicheren Betrieb gewährleisten zu können.
(Hervorhebung von ACT.)
ACT schrieb im Mai 2007:
Fakt 4:
2,4GHz-Fernsteuerungen arbeiten bisher nicht bi-direktional, passen daher nicht in die grundlegende 2,4GHz-Betriebsart, ...
ACT schreibt heute unter der Überschrift "Mai 2007":
Fakt 4:
Solange 2,4GHz-Fernsteuerungen nicht bi-direktional oder Frequenzhopping arbeiten, passen diese nicht in die grundlegende 2,4GHz-Betriebsart, ...
ACT schrieb im Mai 2007:
Fakt 7
Bei 2,4 GHz gibt es kein fernsteuer-spezifisches Know How einzelnder Firmen mehr, jede Firma verwendet im Prinzip die selben Chips.
ACT schreibt heute unter der Überschrift "Mai 2007": Gar nichts mehr zu diesem Thema.
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ACT hat also, was die Technik betrifft, etwas dazugelernt. Das ist erfreulich, denn mehr Wettbewerb kann der 2,4-GHz-Markt gebrauchen.
Was das Marketing betrifft, macht ACT wieder denselben Fehler: Ich fühlte mich von dem Pamphlet im Mai 2007 für dumm verkauft, und ich fühle mich heute durch diesen Versuch der Geschichtsklitterung erst recht für dumm verkauft. Das nehme ich denen übel, auch wenn ich als früherer Kunde mit den ACT-Produkten keine schlechten Erfahrungen gemacht habe.
Aus dem Vorgang ergeben sich für mich folgende Schlüsse und Annahmen (und deshalb schreibe ich in diesem Thread):
ACT hat mindestens bis Mai 2007 die 2,4-GHz-Technik abgelehnt und geglaubt, darauf verzichten zu können. Über die rechtlichen und die technischen Rahmenbedingungen hatte man sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht in professioneller Weise informiert. Geradezu kennzeichnend ist es, dass eine kurz zuvor vom DMFV verbreitete Information ungeprüft als rechtliches Faktum ausgegeben wurde. Auch die Behauptung unter Fakt 4 deutet auf die zu diesem Zeitpunkt mangelnde Kenntniss hin.
Mit den recht teuren Diversity-Produkten für 35 MHz hatte sich ACT in einer lukrativen Marktnische eingerichtet. Bei 35-MHz-Betrieb blieb ja früher kaum eine andere Wahl, wollte man nicht riskieren, dass ein kostbares Modell einfach durch Gleichkanalstörungen vom Himmel geholt wurde (was auch weitab von anderen Störquellen durch einen benachbarten Modellflieger jederzeit passieren konnte).
Mittlerweile scheint klar, dass diese Nische nicht mehr lange existieren wird. Auch ACT hat das irgendwann nach dem Mai 2007 begriffen und sich fix daran gemacht, auf den Zug aufzuspringen. Mir kommen aufgrund dieses Sachverhalts Bedenken: Die Zeitspanne bis zur Ankündigung war arg kurz, um ein völlig neues System zu entwickeln. Eigene Spezial-Chips, wie etwa Futaba sie einsetzt, kann man in so kurzer Zeit nicht zur Serienreife bringen. Die 2,4-GHz-Technik unterscheidet sich grundsätzlich von den bisherigen AM- und FM-Übertragungsverfahren, so dass vorhandene Erfahrungen mit diesen nicht weit tragen.
ACT versucht verständlicherweise, das bewährte Diversity-Konzept auf die neue Technik zu übertragen und sich auch hier die lukrative Marktnische zu sichern. Allerdings: Antennen-Diversity gibt es bei Futaba schon serienmäßig zum kleineren Preis. Auf die Technik zur schnellen verlustlosen Umschaltung hält Futaba ein Patent. Kann das, was ACT entwickelt hat, damit überhaupt konkurrieren?
Bei 2,4 GHz sind diverse Arten von Diversity sowieso schon eingebaut, worauf Andi in
http://www.rclineforum.de/forum/thread.p...341#post2280341 m. E. zutreffend hingewiesen hat. Ob das teure Konzept von ACT da noch einen praxisrelevanten Sicherheitsgewinn hinzufügen kann, erscheint mir mindestens fragwürdig.
Ebenso fragwürdig erscheint mir auch wiederum das Marketingkonzept, in dem man nun gerade das tut (zwei Sender in nächster Nähe gleichzeitig betreiben), was man im Mai 2007 noch als ungünstige Betriebsbedingung bezeichnet hat.
Unter dem Strich: Ob die angekündigten Produkte brauchbar/gut/besser als andere sind, wird sich erst erweisen müssen. Wer hier mit der Attitüde eines Experten Vorschusslorbeeren verteilt, tut niemandem einen Gefallen.